
Technologien unterstützen Pflegefachpersonen im Arbeitsalltag
Das Pflegepraxiszentrum Hannover hat es sich zur Aufgabe gemacht, die pflegerische akutstationäre Gesundheitsversorgung durch technische Innovationen in ihrem Arbeitsalltag zu unterstützen. Dadurch sollen für Pflegefachpersonen Arbeitsabläufe erleichtert und Arbeitsbelastungen minimiert werden. Das Projektteam orientiert sich bei der Auswahl technischer Produkte an den Bedürfnissen und Wünschen der Pflegefachpersonen. Hierfür wurde ein partizipatives Konzept entwickelt, das ein Schwerpunkt im Forschungsprozess des Pflegepraxiszentrums Hannover ist.
Aktuell stehen zwei Problemfelder der unfallchirurgischen Projektstation im Fokus: die Betreuung dementiell erkrankter Patientinnen und Patienten und die Dekubitusprophylaxe (Vermeidung von Druckgeschwüren) bei immobilen Patientinnen und Patienten. Im Rahmen des PPZ-Hannovers befinden sich deswegen emotionale Robotik und ein aktiv mobilisierendes Matratzensystem im Einsatz.
Erfahrungsbericht zu emotionaler Robotik
Die JustoCat® ist als emotionaler Roboter in der Versorgung von dementiell erkrankten Patientinnen und Patienten im Einsatz. Der Roboter in Form einer Katze hat neben dem plüschigen Fell einen integrierten Motor, der über Vibration das Schnurren einer Katze simuliert. Akustisch wird über das typische Miauen einer Katze mit den Patientinnen und Patienten interagiert. Dabei unterscheidet die Katze, ob die Patientin oder der Patient sie sanft oder etwas fester greift und gibt als Reaktion ein entsprechend ruhiges oder aufgebrachtes Miauen wieder. Um noch etwas näher an ihrem realen Vorbild zu sein, führt die JustoCat® Bewegungen des Brustkorbs aus und imitiert damit auch die Atembewegungen der Katze. Die JustoCat® setzt am Konzept der Biographiearbeit bei den Patientinnen und Patienten an. Das macht es im Vorfeld notwendig, in Erfahrung zu bringen, wie der Bezug zu Katzen im Leben des dementiell erkrankten Menschen war, um Negativreaktionen auszuschließen oder zu minimieren.
Im PPZ Hannover ist immer wieder der Erfolg der JustoCat® zu beobachten. Patientinnen und Patienten, die aufgrund der ungewohnten Umgebung und Situation Hinlauftendenzen zeigen, bekommen eine Aufgabe und lassen ihre „Minka“ (Zitat einer Patientin) nicht mehr aus den Augen. Die Patientinnen und Patienten werden ruhiger und konzentrieren sich auf ihre Katze, mit der sie ganz individuelle Erinnerungen verbinden. Ein ruhigeres Verhalten kann dabei die Therapie und den Genesungsprozess unterstützen und mögliche Risiken durch unerwartete Handlungen können minimiert werden. Die Pflegefachpersonen bemerken dabei eine spürbare Entlastung in ihrem Arbeitsalltag, da der fünfminütige Blick nach den dementen sturzgefährdeten Patientinnen und Patienten in längeren Intervallen stattfinden kann und die Pflegefachpersonen dadurch weniger Unterbrechungen in ihren Arbeitsabläufen haben. Das dadurch ruhigere Umfeld wirkt sich auch auf die Mitpatientinnen und -patienten positiv aus.

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Erfahrungsbericht zu einem aktiv mobilisierenden Matratzensystem
Eine weitere, im Einsatz sehr unterstützende Technologie, ist das Active Mobilisation System® (AMS) von Compliant Concept. Bei dem AMS® handelt es sich um ein aktiv mobilisierendes Matratzensystem bestehend aus einer Schaumstoffmatratze und einem Modul, welches die Patientinnen und Patienten durch sanfte Seitenbewegung regelmäßig neu positioniert. Im Vergleich zu herkömmlichen Wechseldruckmatratzen mit Luftkammern behalten die Patientinnen und Patienten durch ihre normalen Liegeeigenschaften der Schaumstoffmatratze die Körperwahrnehmung und die Eigenmobilität wird gefördert. Ein weiterer, positiver Aspekt, der auch immer wieder von den Patientinnen und Patienten selbst berichtet wird, ist der bessere Tag-Nacht-Rhythmus im Vergleich zu einer Positionierung durch die Pflegefachpersonen. Die Patienten müssen durch die sehr sanfte Bewegung des Systems nachts nicht mehr in regelmäßigen Abständen geweckt werden. Sie können durchschlafen und fühlen sich dadurch tagsüber deutlich vitaler. Dies ist ein wichtiger Aspekt für den Genesungsprozess der Patientinnen und Patienten, von dem beide Seiten profitieren. Zudem ist der sehr geräuscharme Betrieb des Systems nicht nur für die Patientinnen und Patienten selbst, sondern auch für die Mitpatientinnen und -patienten sehr angenehm.

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Die Erfahrungen der Pflegefachpersonen im Arbeitsalltag mit diesen Produkten werden zurzeit im Rahmen einer Evaluation erforscht. Die Aussagen geben Hinweise darauf, dass die eingesetzten Produkte eine entlastende Wirkung für Pflegefachpersonen sowie Patientinnen und Patienten haben. Das PPZ Hannover testet diese Produkte jedoch weiter, um verlässliche Aussagen treffen zu können.
Diese Entwicklung freut uns als Projektteam sehr und zeigt, wie wichtig und unterstützend solch ein Projekt für die Profession Pflege ist.